WAZ: Im Brennpunkt der Kriminalität. Kommentar von Dietmar Seher

Nordrhein-Westfalens Polizei erklärt Einbrechern den
Krieg. Am Wochenende machten 250 Beamte die Landeshauptstadt zu.
Abfahrten der Autobahnen wurden gesperrt, sogar Tempo 60 verhängt, um
Verdächtige gefahrlos herauszuwinken. Der nordrhein-westfälische
Innenminister setzt auf den massiven Auftritt genau so wie auf die
Aktion „Riegel vor“. Ralf Jäger muss so handeln. Der Westen ist
bundesweit Brennpunkt einer Kriminalität, die nicht nur materielle
Schäden verursacht, sondern die Menschen tief verunsichert.
Einbrecher verletzen die Intimsphäre. Doch wenn die Untersuchungen
des Essener Kriminologen Frank Kawelovski zutreffen, ist der
Blaulicht-Aufmarsch zu oft Staffage. Was bringt eine Festnahme, wenn
Staatsanwälte oder Richter Täter wieder laufen lassen müssen? Dann
ist nicht nur der Fahndungsaufwand umsonst gewesen. Auch das
Vertrauen der Bürger leidet. Die Daten aus dem Ruhrgebiet zeigen,
dass die Strafverfolger ein Problem mit der Beweisführung haben. Hier
ist – technisch wie rechtlich – nachzubessern. Bis dahin bleibt den
Menschen nichts anderes übrig als den „Riegel vor“ zu schieben. Auch
wenn sie die Aufrüstung Hunderte von Euro kostet.

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