WAZ: Im Notfall keine Lückenbüßer. Kommentar von Dietmar Seher

Dass die Zahl der Notfalleinsätze steigt, ist auch
dem gewachsenen Vertrauen in dieses Hilfssystem zu danken. Staat,
Ärzteverbände und Kassen werben: Wählen Sie im Zweifel den Notruf
112! Bei Infarkt und Schlaganfall geht es um Minuten. Die Menschen
folgen diesem Appell. Bund und Länder dürfen dieses Vertrauen nicht
beschädigen. Die Eile, mit der sie das Notfallsanitäter-Gesetz
vorantreiben und ärztliche Einwände übergehen, deutet auf
Oberflächlichkeit hin. Ja. Rettungskräfte sind gut ausgebildet. Sie
sind engagiert. Aber ein Arzt ist ein Arzt. Wollen Notfallpatienten,
dass ein Sanitäter mit dreijähriger Ausbildung über die Dosis des
stark wirkenden Medikaments entscheidet? Will ein Sanitäter diese
Verantwortung überhaupt tragen? Der Notärztemangel ist kein Argument
für die Übertragung ärztlicher Aufgaben auf Nicht-Ärzte. Eine Lücke
mit Lückenbüßern zu füllen, ist immer nur die zweitbeste Lösung.

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