WAZ: Integrationsgipfel in Berlin –
Praxisnah
– Kommentar von Dirk Hautkapp

Integrationsgipfel im Kanzleramt stehen im Verdacht,
unverbindliche Wohlfühlveranstaltungen zu sein, auf denen nur ein
Gericht angeboten wird: Harmoniesoße. Wer die vier Jahre bilanziert,
seit Angela Merkel diese Plattform etabliert hat, auf der sich
Mehrheits- und Minderheitsgesellschaft politisch annähern, muss
einräumen: Die Bewertung ist nicht ganz fair. Ein Land, das sich 50
Jahre lang in strikter Erkenntnisverweigerung geübt hat, wenn es
darum ging, wie Zuwanderung in Deutschland effektiv für möglichst
viele der Beteiligtem zu organisieren ist, kann diesen Rückstand
nicht in 48 Monaten aufholen. Aber immerhin: Man bemüht sich, wenn
auch immer noch zu zaghaft. Aber wenigstens praxisnah. Das ist gerade
jetzt nach den mentalen Verrohungen im Nachklapp der Sarrazin-Debatte
nicht gering zu schätzen. Das anfängliche Beschwören von
Binsenweisheiten – Sprache ist der Schlüssel zu Integration – ist dem
Bestreben gewichen, dingfest zu machen, warum etwa Zuwanderer-Kinder
heute im Schnitt immer noch viel zu oft ohne hinreichende
Deutschkenntnisse in den Kindergarten kommen. Es hat am Ende auch
sehr viel damit zu tun, dass Bund, Länder und Kommunen zwar das Gute
wollen, aber keiner das nötige Geld dafür geben will.

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