Der Strom der Flüchtlinge aus Nordafrika ist
ungebrochen. Mehr als 25.000 Menschen sind seit Beginn der Unruhen in
der Region übers Meer nach Europa geflohen. Die Mittelmeer-Länder
Griechenland, Malta und vor allem Italien fühlen sich allein gelassen
von den Partnern in Europa. Somit ist die Ankündigung Roms, den
Flüchtlingen Visa für die Weiterreise auszustellen, durchaus als
Drohung an Europa zu verstehen: Helft uns, oder ihr kriegt Probleme!
Tatsächlich ist Italien mit dem Vorposten Lampedusa, wo täglich
Boote mit Flüchtlingen anlegen, in hohem Maße belastet. Aber die
gesamte EU ist gefordert. Die Notlager, die abschreckenden
Patrouillen im Mittelmeer und die Rückführung der Flüchtlinge in ihre
Heimat dürfen nicht die letzte Antwort auf den Ansturm der
Verzweifelten sein.
Doch die EU tut sich – wieder einmal – schwer mit einer
gemeinsamen Strategie. Diese muss in Nordafrika ansetzen, mit der
politischen und wirtschaftlichen Unterstützung der freiheitlichen
Kräfte. Das würde den Menschen Anreize geben, im Land zu bleiben. Bis
dies greift, muss die Last der Flüchtlingsmassen gerecht verteilt
werden. Drohgebärden sind da nicht hilfreich.
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