WAZ: Kein Fall fürs Gericht – Kommentaar von Sigrid Krause

Es gibt Konflikte, die gehören nicht vor Gericht.
Schon gar nicht durch drei Instanzen. Das Berliner „Gebets-Verfahren“
ist so ein Fall. Denn er belegt nur eins: Die Kommunikation zwischen
Schülern/Eltern und Lehrern/Schulbehörde ist schmählich gescheitert,
teils nachvollziehbarer Ärger bei allen Beteiligten ist eskaliert.
Zwei Jahre danach ist das jüngste Urteil der Versuch, zwischen beiden
Seiten zu vermitteln. Tatsächlich ging es damals, als alles anfing,
wohl nicht nur um ein paar gläubige Jungen. Berlin stritt heftig um
den Religionsunterricht, seit SPD, Linke und Grüne im
Abgeordnetenhaus den christlichen und jüdischen Pflichtunterricht ab
Klasse sieben durch das Pflichtfach Ethik ersetzt hatten. Das
Bundesverfassungsgericht fand das legitim, heute sind katholische,
evangelische und jüdische Religionslehre freiwillige Zusatzangebote.
Das Interesse daran sinkt spürbar. Kein Wunder, dass die christlichen
Kirchen das Leipziger Urteil begrüßen. Sagt es doch auch: Die Schule
muss/darf kein religionsfreier Raum sein. Im Alltag sollte ohnehin
gelten, dass jeder Glaube Respekt genießt. Die Zeiten, da man sich
über Glaubensfragen die Köpfe einschlug, sind vorbei.

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