Die drittgrößte Haftanstalt in NRW wird allmählich
zum Riesenproblem für Justizminister Kutschaty. Zum wiederholten Mal
binnen weniger Wochen konnte ein Krimineller aus dem
traditionsreichen Bochumer Gefängnis „Krümmede“ fliehen. Auch wenn
der Häftling diesmal nach wenigen Stunden wieder gefasst war, wächst
der Verdacht eines schleichenden Systemversagens im NRW-Strafvollzug.
Man mag nicht mehr an Zufall glauben, wenn Kriminelle in Bochum
mit Sägen und Ersatzschlüsseln hantieren, durch schlecht gesicherte
Dachluken fliehen oder sich auf der Krankenstation der Bewachung
entziehen. Justizminister Kutschaty, ein bodenständiger Jurist aus
Essen, hat bislang Fehler stets ohne Umschweife benannt,
Expertengruppen eingesetzt und Kontrollen angeordnet. Aber auch in
seinem direkten Einflussbereich häufen sich die Informationspannen.
Nachdem vor Wochen ein flüchtiger potenzieller Mörder versehentlich
als „Kleinkrimineller“ bezeichnet wurde, machte sein Ministerium die
neuerliche Flucht am Freitag erst öffentlich, als die Polizei den
Getürmten bereits wieder festgenommen hatte. Vertrauensbildung geht
anders.
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