WAZ: Klassenfahrten sind kein Urlaub – Kommentar von Theo Schumacher

Wer die Aufsicht bei einer Klassenfahrt mit
Sonderurlaub verwechselt, hält auch einen Sack Flöhe für den
Inbegriff von Disziplin. Mit Ferien hat es rein gar nichts zu tun,
wenn Lehrer rund um die Uhr die Verantwortung für 30 Jugendliche
übernehmen müssen. Oder schlaflose Nächte in der Jugendherberge
verbringen, weil den Schülern der Sinn nach Feiern steht. Jeder denke
an seine eigene Schulzeit zurück. Dass Lehrer ihren dienstlichen
Einsatz auch noch aus eigener Tasche bezahlen mussten, gehört zu
jenen Merkwürdigkeiten, die jahrelang Praxis waren, obwohl man es gar
nicht glauben mag. In welchem Beruf gibt es das sonst noch? Es ist
nur gerecht, dass diese Regelung höchstrichterlich beendet wurde. Das
Problem ist damit aber nicht gelöst, sondern nur verlagert. Denn der
Streit ums Geld geht weiter. Wer gestern noch nach der Schuldenbremse
schrie, fordert jetzt Mehrausgaben. Keine Frage, Klassenfahrten sind
unverzichtbar, wenn auch der pädagogische Sinn nicht immer überzeugt.
Das Land sollte prüfen, ob es den Reise-Etat aufstockt. Und die
Schulen, ob es statt Skifahren in den Dolomiten auch mal das
Sauerland sein darf.

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