Einiges Überraschende bietet die Studie über das
Leben der Muslime in NRW. Dass Überraschendste ist, dass erst jetzt,
im x. Jahr der Zuwanderung, eine solche Untersuchung zustande kam,
obwohl die Integration doch zum beherrschenden Thema der
Gesellschaftspolitik geworden ist. Nicht einmal über die wahre Zahl
der Muslime in NRW bestand Klarheit. Sehr seltsam ist das. Das
Erfreulichste indessen liegt im Aufstiegswillen und in den
Bildungsanstrengungen junger Musliminnen. Da deutet sich eine
verbreitete Absicht an, sich mit der traditionellen weiblichen Rolle
– sich zu fügen zu haben – nicht länger abzufinden. Eine moderne
Einstellung offenbart sich hier: Sehr viele muslimische Mädchen und
junge Frauen sind im westlichen Milieu angekommen. Ansonsten
erscheint eine 40-Prozent-Quote von Muslimen beim höchsten
Schulabschluss fraglich. Doch selbst, wenn sie stimmt, wäre dies kein
Grund, die Politik aus der Verantwortung zu lassen: Es sind gerade
diejenigen, die kaum deutsch sprechen, die keinen (Hauptschul-)
Abschluss erreichen, die keine Lehre bestehen, keine
Ausbildungsstelle erhalten, bei den Arbeitsagenturen zu den
Stammgästen gehören, welche zu den schwierigsten Problemfällen
zählen. In einer Zeit latent wachsender Radikalisierung gilt es,
gerade diese Gruppe einzugliedern. Damit wäre viel für Integration
und gesellschaftlichen Frieden getan.
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