WAZ: Polizei-Puzzle – Kommentar von Tobias Blasius

Im Fall des Bonner Bombenfunds geraten tatsächliche
Ermittlungsergebnisse, öffentliche Erwartungshaltung und
veröffentlichte Spekulationen zusehends in ein schwer erträgliches
Spannungsverhältnis. Der islamistische Hintergrund der Tat und die
theoretisch verheerende Wirkung des Sprengsatzes, die längst
Gegenstand politischer Auseinandersetzungen und vieler Schlagzeilen
waren, scheinen nunmehr nicht mehr gewiss.

Zwei Verdächtigen und vielen Schlussfolgerungen zum Trotz: War es
am Ende ein verwirrter Erpresser, der die blaue Sporttasche
abstellte? Es ist normale Ermittlungsarbeit, Spuren in viele
Richtungen abzuschreiten und die Belastbarkeit von Indizien zu
überprüfen. Ist das Szenario wie im Bonner Fall jedoch einmal
öffentlich entworfen, fällt es schwer, die Mühseligkeit polizeilicher
Puzzlearbeit zu akzeptieren. Dabei sollte der Skandal um die
NSU-Mordserie lehren, das Blickfeld weit zu halten.

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