Die Praxisgebühr pro Quartal ist grandios
gescheitert. Sie sollte dafür sorgen, dass der Bürger nicht gleich
wegen jeder Kleinigkeit zum Haus- oder gar zum Facharzt rennt. Doch
nach wie vor gehen die Deutschen 18 Mal im Jahr zum Doktor. Mit der
Forderung, die Gebühr abzuschaffen, ist der Politik der Beifall an
den Stammtischen gewiss. Dennoch wäre das ersatzlose Aus für die
Praxisgebühr falsch. Die Kassen haben durch sie zuletzt zwei
Milliarden Euro eingenommen. Darauf könnten sie zwar momentan
verzichten, angesichts von Milliardenüberschüssen. Doch sobald die
Konjunktur abflaut, schmelzen die Reserven zusammen. Dann fehlen die
Einnahmen aus der Gebühr. Das Geld muss dann anderweitig ins System
kommen, über höhere Beiträge, Steuerzuschüsse oder eine
Selbstbeteiligung der Patienten an den Behandlungskosten. Alternativ
könnte man die Praxisgebühr umbauen. Es wäre denkbar, für jeden
Arztbesuch eine Gebühr zu verlangen, bis die vorgeschriebene
Belastungsgrenze erreicht ist. Freilich nicht zehn Euro, sondern
weniger. Das brächte den Kassen Geld. Zum anderen würde sich jeder
dreimal überlegen, ob er wegen einer Kleinigkeit zum Arzt geht.
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