WAZ: Rezepte gegenÄrztemangel. Kommentar von Julia Emmrich

Es klingt paradox: Die Zahl der Ärzte steigt,
gleichzeitig schrillen die Alarmglocken. Die Branche warnt vor
Ärztemangel und Unterversorgung, Patienten klagen über lange
Wartezeiten. Ein Widerspruch aber ist das nicht. Tatsächlich gibt es
immer mehr Ärztinnen und Ärzte, doch gleichzeitig steigt auch die
Teilzeitquote. Mehr Ärzte – das bedeutet nicht zwangsläufig mehr
Versorgung. Überdies gehen die Zeiten, in denen Selbstausbeutung zum
Berufsethos gehörte, zu Ende. Der Berufsstand wird weiblicher, die
neue Medizinergeneration will Familie und Beruf vereinbaren und wirbt
für ein neues Arztbild: Wir sind für unsere Patienten da, aber nicht
rund um die Uhr. Hinzu kommt das wachsende Versorgungsgefälle
zwischen gut ausgestatteten Ballungszentren und Mangelregionen auf
dem Land. Auch gegen die anschwellende Ruhestandswelle bei den
niedergelassenen Ärzten gibt es noch kein flächendeckendes
Erfolgsrezept – aber immerhin viele regionale Modelle, bei denen etwa
künftige Landärzte mit günstigen Bedingungen gelockt werden. Not
macht erfinderisch.

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