WAZ: Sauerland ist eine tragische Figur. Kommentar von Wilhelm Klümper

Egal, wie das Abwahlverfahren in Duisburg ausgeht:
Adolf Sauerland bleibt eine tragische Figur. Wird er abgewählt, dann
verliert Duisburg einen Oberbürgermeister, der sich stets für seine
Stadt ins Zeug gelegt hat. 2004 eroberte der Christdemokrat die
SPD-Hochburg – eine Sensation. Die Bürger hatten es seinerzeit wohl
satt, von einer in selbstzufriedener Arroganz erstarrten SPD regiert
zu werden. Sauerland brachte mit seiner hemdsärmeligen, mitreißenden
Art frischen Wind in die Stadt. Der neue erste Bürger war kein im
Rathaus hockender Aktenfresser, sondern von morgens bis abends auf
Tuchfühlung mit den Bürgern. Deshalb wurde er 2009 auch mit großer
Mehrheit wiedergewählt. Dann kam die Loveparade-Katastrophe mit 21
Toten. Kein Oberbürgermeister ist auf so ein Ereignis vorbereitet. In
einer solchen Stunde kann man Größe zeigen – oder kläglich scheitern.
Ein Oberbürgermeister, der in der schwersten Stunde seiner Stadt die
richtigen Worte der Trauer, des Trostes findet und den unbedingten
Willen zur Aufklärung zeigt, hätte durch richtiges Handeln bei seinen
Bürgern dennoch gewinnen können. Ausgerechnet Sauerland, der
bürgernahe Oberbürgermeister, wurde dabei aber zum Versager. Egal, ob
er am Sonntag abgewählt wird oder nicht: Sauerland ist schon lange
nicht mehr der erste Bürger seiner Stadt.

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