WAZ: Umkämpfter Nahverkehr
– Kommentar von David Schraven

Die Bahn versucht, im Ruhrgebiet ihre Gewinne zu
maximieren und zu sichern. Das ist erst einmal in Ordnung und nicht
zu kritisieren. Nicht in Ordnung ist es allerdings, mit unlauteren
Mitteln nach Gewinnen zu streben. So bemüht sich die Bahn darum,
jeden Wettbewerb im Nahverkehr auszuschließen, in dem sie den
politisch Verantwortlichen Angst macht. Die Politiker sollen sich vor
dreckigen, unpünktlichen, überfüllten Zügen fürchten. Sie sollen
Furcht haben vor zornigen Pendlern. Und sie sollen vor möglichen
Strafgeldern zittern. Gleichzeitig verspricht die Bahn den Politikern
diese Angst zu nehmen, wenn sie nur dafür den Wettbewerb im Revier
verschleppen. Wenn Verkehrspolitiker in NRW diesem Druck nachgeben,
machen sie sich schuldig. Mit Blick auf kurzfristige Angstlosigkeit
sorgen sie dafür, dass auf Jahre hinaus überzogene Monopolgewinne
erzielt werden. Die Bahn hat im Regionalverkehr eine
Eigenkapitalrendite von über 30 Prozent. So gierig ist nicht einmal
die Deutsche Bank. Die Politiker müssen ihre Angst überwinden und
Wettbewerb erleichtern. Davon profitieren alle Bahnfahrer – nicht nur
die Bahn.

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