WAZ: Unchristliches Verhalten. Kommentar von Annika Fischer

Ärzte sollen helfen und heilen. Das ist kein
altmodisches hippokratisches Verständnis, sondern ihre Aufgabe. Einen
Monat, nachdem zwei katholische Kliniken ein Vergewaltigungsopfer
abwiesen, bestätigt ihre Leitung schließlich genau das: Man hätte
helfen müssen. Alles nur ein Missverständnis? Woher kommt dann die
Ablehnung gleich zweier Ärzte, unabhängig voneinander, mit derselben
Begründung? Woher kommt ihre Angst um den Arbeitsplatz? Warum
verfasste die neue Haus-Ethikerin als eine ihrer ersten
Amtshandlungen eine „Stellungnahme“ zum Umgang mit Opfern sexueller
Gewalt, aus der aber niemand eine Dienstanweisung machte? Die Kirche
ist in Köln einmal mehr gescheitert an ihrer eigenen Moral. Ihre
Lehre, ein Kind sei die gottgewollte Frucht der Liebe, ist schlicht
falsch im Falle einer Vergewaltigung, von der neben Verletzungen
möglicherweise eine Schwangerschaft bleibt. Den betroffenen Frauen
Hilfe in Form eines Medikaments zu versagen, das solche Folgen roher
Gewalt im ersten Keim erstickt, ist unchristlich. Falls es hier
wirklich nur um die „Pille danach“ ging.

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