Angesichts der Leiden jener Menschen, die in den
Auffanglagern in Japan frieren und hungern, verbietet es sich, von
einer drohenden Umweltkatastrophe zu sprechen. Und doch ist der
Streit um die Folgen möglicher Erdgas-Bohrungen in NRW ein Thema, das
die Menschen umtreiben sollte. Wenn wir nun früher aus der
Atomenergie aussteigen sollten, dürfte Erdgas als Brücke zu den
erneuerbaren Energien eine wichtigere Rolle spielen. Jenes Erdgas
wird 1000 Meter tief unter den Wasserspeichern des Ruhrgebiets
vermutet. Deutschland könnte für Jahrzehnte auf Gasimporte
verzichten. Aber wollen wir wirklich Gift in den Boden verpressen und
Erdbeben auslösen, um an die „süßen Früchte“ zu gelangen? Aus dem
Skandal um die Chemikalie PFT im Wasser der Ruhr wissen wir, dass
Schadstoffe in einer Konzentration bedeutsam sein können, die einem
Stück Würfelzucker entsprechen, das man in einem Stausee aufgelöst
hat. Bei der möglichen Erdgas-Förderung in NRW könnten je Bohrung 50
Tonnen Chemikalien zum Einsatz kommen. Ein Moratorium, eine Zeit des
Innehaltens, macht Sinn, solange wir die Risiken dieser Bohrmethode
nicht umfassend kennen. Im Moment ist mehr Gas auf dem Markt, als wir
es verbrauchen können. Unsere Energieversorgung ist sicher. Der Blick
auf Japan sollte uns Demut lehren.
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