WAZ: Viel zu viele Waffen in NRW – Kommentar von Dietmar Seher

So ist Amerika, sagen wir zynisch, wenn dort, wieder
einmal, ein Wahnsinniger Amok gelaufen ist. Es kann ja nur Amerika
sein mit seinem Freiheitsbegriff, der jedem Bürger sein eigenes
Waffenarsenal zugesteht. Falsch. Die Pistolen, die in Erfurt und
Winnenden tödlich trafen, gehörten Hobbyschützen. Zwar geht der
Einsatz von Schusswaffen in der Alltagskriminalität zurück. Aber wenn
auf die 18 Millionen Bürger in Nordrhein-Westfalen eine Million
legale Waffen kommen, darunter viele im Ernstfall tödliche
Großkaliber, macht das nachdenklich. Die Zahl wirkt umso
bedrohlicher, je weniger die gekauften, gesammelten oder ererbten
Stücke und ihre sichere Aufbewahrung staatlicher Kontrolle
unterworfen sind. Schützen an Rhein und Ruhr bleiben von Besuchen der
Behörden in der Regel verschont. Das Personal fehlt. Das ist der
Skandal. Das geplante Nationale Waffenregister, dessen
Rechtsgrundlage in diesen Tagen wirksam wird, hilft weiter. Es
verschafft lokalen Behörden einen Überblick über die Bestände und die
Zuverlässigkeit der Eigentümer. Aber jeder Datenter- minal kann nur
eine Ferndiagnose machen. Keine noch so gute Datei ersetzt die
Inspektion vor Ort und die Notwendigkeit, die Zahl der legalen Waffen
gesetzlich zu begrenzen.

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