WAZ: Wahl ohne Kandidaten. Kommentar von Angelika Wölk

Stell dir vor es ist Wahl und keiner ist da, der
gewählt werden will. So ähnlich wird es am Sonntag bei einem Großteil
der Presbyterwahlen in den Gemeinden der rheinischen und
westfälischen Landeskirche aussehen. Es gibt meist gerademal soviel
Kandidaten wie freie Plätze. Das muss für die Kirche alarmierend
sein. Denn Presbyterwahlen sind kein folkloristisches Beiwerk, es
handelt sich um d a s Kernstück der Landeskirchen. Die Wahlen stehen
für eine fundamental neue Ordnung, die sich die „reformierte“ Kirche
vor 400 Jahren gab: Seither wird sie nicht mehr vom Pfarrer oder
Bischof geleitet, sondern von einem gewählten Presbyterium und von
Synoden. Hier bestimmen tatsächlich Laien den Kurs, entscheiden über
die Finanzierung von Kirchengebäuden oder die Einstellung ihres
Pfarrers. Doch was sich 400 Jahre bewährte, ist heute bedroht. Immer
weniger Menschen wollen sich vier Jahre lang neben Beruf und Familie
eine so hochkarätige Aufgabe aufbürden. Das sollte die Kirche nicht
schicksalergeben hinnehmen. Sie muss noch mehr Werbung machen, noch
mehr Fortbildungen, noch mehr Hilfen geben. Es steht nicht weniger
als ihr ureigenes Markenzeichen auf dem Spiel.

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