WAZ: Wer–s glaubt – Kommentar von Winfried Dolderer

Wenigstens ist es jetzt keine Staatsaffäre mehr. Es
ist nur noch Herrn Wulffs Privataffäre, über die am Wochenende mal
wieder ein charakteristisches, nämlich bizarres Detail ans Licht kam.
Jetzt soll es die Schwiegermutter gewesen sein, die die ominösen
Sylt-Urlaube der Wulffs bezahlte. Wer das glauben will, bitte sehr.
Von Interesse ist ohnehin nur, was am Ende der Staatsanwalt zu sagen
hat. Von Interesse ist auch Wulff selbst lediglich noch deshalb, weil
in diesen Tagen seine Präsidentschaft formell abgewickelt wird. Dem
Gestrauchelten wird, wie es scheint, Nachsicht widerfahren. Die
Bundeswehr verabschiedet ihn, wie alle Vorgänger, in Ehren. Und nicht
einmal der SPD-Chef will ihm offenbar ernsthaft die Fortzahlung
seiner Bezüge streitig machen. Zudem haben ihn in diesen Tagen die
tief gefühlten Dankesworte von Angehörigen der Nazi-Opfer erreicht,
denen er im Spätherbst als erster seine Anteilnahme erwiesen hat. Sie
erinnern daran, dass auch von dieser Präsidentschaft noch anderes im
Gedächtnis bleiben könnte als nur eine Schnäppchen-Affäre. Ein
versöhnlicher Ausklang. Immerhin.

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