Das Gewaltmonopol liegt in den Händen des Staates.
So weit die Theorie. In der Praxis machen Polizisten zunehmend die
Erfahrung, dass die Durchsetzung des staatlichen Ordnungsanspruchs an
brutale Grenzen stößt. Dass selbst Rettungssanitäter Opfer von Gewalt
werden, wirft die Frage auf, wie es um unsere Zivilgesellschaft
bestellt ist.
Allein mit den Mitteln des Strafrechts ist das Problem nicht zu
lösen. Polizei und Rettungskräfte werden Opfer eines allgemeinen
Werteverfalls in der Gesellschaft. Soziale Konflikte führen zu
Gewalt, der Respekt gegenüber dem Gegenüber geht verloren. Häusliche
Streitigkeiten nehmen zu, Helfer geraten zwischen die Fronten.
Dass Rettungskräfte, die zu Einsätzen gerufen werden,
Selbstverteidigungskurse machen müssen, ist paradox. Und dass bei
einigen Mitmenschen eine feindselige Grundstimmung vorherrscht,
erfahren Beamte leidvoll im Berufsalltag. Was tun? Ein Weg:
Polizisten und Retter müssen besser psychologisch geschult werden, um
Konflikte zu bewältigen.
Aber auch die Justiz kann ein Zeichen setzen, indem sie den Schutz
der Helfer verbessert. 30 Prozent der Verfahren wegen Beleidigung von
Polizisten werden eingestellt. Tätern vermittelt sich der Eindruck
von rechts- freien Räumen. Der Polizist ist Repräsentant des Staates,
deshalb hat er Anspruch, dass der Staat ihn schützt.
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