Architektenwettbewerbe, Ausschreibungen, nervige
Diskussionen um Denkmalschutz und um angeblich zu teure Ansprüche der
Abgeordneten – der Dauerstreit um die Sanierung des Landtages in
Hannover wirft ein bezeichnendes Licht auf die politische Kultur in
diesem Land. Von der Notwendigkeit der Sanierung des Gammelbaus, in
dem es teils stinkt und Stücke aus Wänden und Glasfassaden zu brechen
drohen, ist jeder überzeugt. Doch die Konsequenzen mag – fast –
keiner tragen. Aus Angst vor einem vermeintlichen Wählerwillen oder
aus purem Populismus haben die Verantwortlichen immer wieder die
Notbremse gezogen. Niemand hat es gewagt zu fragen, was den Bürgern
eine engagierte Volksvertretung wert sein darf, was man für
zumutbare, moderne Arbeitsbedingungen aufzubringen bereit ist. Das
Zaudern verschlingt inzwischen richtig viel Geld. Dies gilt nicht nur
wegen der Kosten für die jahrelange Flickschusterei, bei der immer
wieder die schlimmsten Schäden notdürftig beseitigt wurden. Auch die
Kosten für eine Komplettsanierung sind längst explodiert. Abriss und
Neubau waren um die Jahrtausendwende noch mit 25 Millionen Euro
taxiert; in der ablaufenden Legislaturperiode hatte man sich auf eine
Obergrenze von 45 Millionen Euro verständigt. Jetzt ist exakt diese
Summe nur noch für die Sanierung im Bestand vorgesehen, also ohne
Abriss und Neuerrichtung. Der künftige Landtag sollte daher sofort
Nägel mit Köpfen machen und eine umfassende Runderneuerung einleiten.
Jedes weitere Warten wird nur noch teurer.
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