Westafrika: Kinder leiden unter Gewalt, Hunger und unzureichenden Bildungschancen / Hintergrundinfo zur Reise von Kanzlerin Merkel

Für viele Kinder und Jugendliche in Westafrika ist
das Überleben ein Kampf. Darauf weist die Hilfsorganisation
SOS-Kinderdörfer zur Reise von Kanzlerin Angela Merkel in die Region
hin.

In Teilen Senegals, Malis, Nigers und Burkina Fasos hätten
Dürreperioden im letzten Jahr zu massiven Ernteeinbrüchen geführt,
sodass insgesamt 1,6 Millionen Kinder der Sahel-Zone durch
Unterernährung bedroht seien. Allein im Niger seien 40 Prozent aller
Kinder unter fünf Jahren betroffen.

„Das Furchtbare an dieser und anderen Katastrophen ist, dass sie
vermeidbar wären“, sagt der Pressesprecher der SOS-Kinderdörfer
weltweit, Louay Yassin. Die jahrzehntelange Gewalt führe zu einer
massiven Destabilisierung. So wüte in Nigeria nach wie vor die
Terrormiliz Boko Haram, aktuell seien 2,4 Millionen Menschen auf der
Flucht, die Hälfte davon Kinder. Felder werden nicht bestellt,
Verkehrswege nicht gewartet, Hilfslieferungen erreichen nur
schwerlich die Bedürftigen. Auch in Nordmali ist 2012 erneut der
Bürgerkrieg ausgebrochen, abermals kämpfen die Tuareg-Rebellen gegen
die Regierungstruppen. Allein 60.000 Menschen sind innerhalb des
Landes auf der Flucht.

Zu den großen Problemen der Region gehört auch das zunehmende
Bevölkerungswachstum. Lebten im Jahr 1950 noch 70 Millionen Menschen
in Westafrika, sind es aktuell 360 Millionen. Für das Jahr 2050
werden 800 Millionen prognostiziert. „Starkes Bevölkerungswachstum
herrscht immer dort, wo die Armut am größten ist. Sobald die Menschen
aber unterstützt werden, ein halbwegs ordentliches Grundauskommen
haben und Zugang zu Bildung und Verhütungsmitteln, ändert sich das
oft schon nach kurzer Zeit“, sagt Yassin.

Vor allem die mangelnde Bildung halte die Menschen in der Armut
gefangen. In Gambia, Mali, Niger und dem Senegal können über 50
Prozent der Menschen nicht lesen. Nach Angaben der SOS-Kinderdörfer
hat im Durchschnitt nicht einmal jedes fünfte westafrikanische Kind
die Chance, die Grundschule zu durchlaufen. Häufig werden die Jungen
und Mädchen von ihren notleidenden Familien stattdessen zum Arbeiten
geschickt. Allein in Ghana und der Elfenbeinküste arbeiten rund zwei
Millionen Kinder im Kakaoanbau. Das Missverhältnis setzt sich bei den
jungen Menschen fort. In der Altersgruppe zwischen 20 und 35 sind in
Ghana 25,5 Prozent arbeitslos, in Nigeria 20,4 Prozent und im Senegal
sogar 36,2 Prozent.

Yassin betont: „Hier muss die internationale Staatengemeinschaft
stärker aktiv werden. Nur wenn wir den jungen Menschen in Westafrika
helfen, ihre eigene Zukunft zu gestalten, können wir Armutsmigration
verhindern.“

Pressekontakt:
Louay Yassin
Pressesprecher
SOS-Kinderdörfer weltweit
Tel.: 089/179 14-259
E-Mail: louay.yassin@sos-kd.org
www.sos-kinderdoerfer.de

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