Westdeutsche Zeitung: Bundesbürger befürworten strikten Nichtraucherschutz – Zeit der verqualmten Eckkneipe ist vorbei Ein Kommentar von Madeleine Gullert

Der Nichtraucherschutz hat sich bewährt. Dass
eine Mehrzahl der Deutschen ein Rauchverbot unterstützt, zeigt die
abnehmende Zahl der Raucher. Eine Minderheit, die sich jedoch gut
organisiert hat und verbissen für ihr vermeintliches Grundrecht
kämpft, jederzeit und überall qualmen zu dürfen. Das immer gleiche
Argument der Raucher: Sie würden diskriminiert, ihre Selbstbestimmung
eingeschränkt. Das zieht aber nicht. Denn wer raucht, schadet nicht
nur sich selbst, sondern durch das Nikotin auch immer seinem direkten
Umfeld.

Aktuelles Ziel der Raucherfront in NRW ist es, die Verschärfung
des Rauchverbots rückgängig zu machen. Der Stand vor dem 1. Mai ist
aber keineswegs erstrebenswert. War das Nichtraucherschutzgesetz
damals doch voller Schlupflöcher. Die Kneipenbesitzer übten sich in
Kreativität und nutzten die Gesetzeslücken. Plötzlich gab es überall
nur noch „Raucherclubs“, jeder Besucher wurde schnell zum Mitglied.
Ein Nichtraucherschutz für die Angestellten war so nicht gesichert,
und auch für Gäste war stets unklar, was sich hinter der Kneipentür
verbarg.

Die Raucherlobby schimpfte viel vor dem 1. Mai, aber das strikte
Rauchverbot ist nun vier Monate alt – und die Welt ist nicht
untergegangen. Im Gegenteil. Das Rauchverbot wird angenommen. Das mag
auch daran liegen, dass die Zeiten, in denen es cool war, mit der
Fluppe in der Hand dazustehen, passé sind.

Tatsächlich rauchen immer weniger junge Menschen. Der Anteil der
jugendlichen Raucher sank laut einer Umfrage von 27,5 Prozent im Jahr
2001 auf zwölf Prozent im vergangenen Jahr. Drei Viertel der
Jugendlichen haben sogar noch nie auch nur an einer Zigarette
gezogen.

Nicht das strikte Rauchverbot, sondern geänderte Gewohnheiten
führen tatsächlich zu einem Kneipensterben. Das liegt vor allem
daran, dass der typische Kneipengänger langsam aber sicher ausstirbt.
Der Bedarf für die kleine verqualmte Eckkneipe nimmt deshalb immer
weiter ab. Und da die Nachfrage den Markt reguliert, werden sicher
noch mehr Eckkneipen sterben – wenn die Raucherlobby es nicht
schafft, sie zum Weltkulturerbe erklären zu lassen.

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