Westdeutsche Zeitung: Politik erhöht den Druck auf Salafisten = Von Horst Kuhnes

Hasstiraden gegen deutsche Politiker, Aufrufe
zur Gewalt, Straßenschlachten mit Polizei und Islamkritikern und
jetzt auch noch eine Sprengstoffweste für Selbstmord-Attentate – das
zunehmend aggressive Vorgehen von Salafisten in Deutschland gibt
nicht nur den Sicherheitsbehörden Anlass zur Sorge. Rund 4000
Anhänger der radikal-islamischen Strömung des Salafismus, deren Ziel
es ist, als einzig gültiges Rechtssystem die islamische Scharia
einzuführen, gibt es nach Schätzungen der Behörden in Deutschland –
und es werden immer mehr.

Einer der wesentlichen Gründe dafür: Salafisten folgen einer
strengen Form des Islam, die keinen Zweifel kennt. Wahr ist in ihren
Augen nur die Religion, die sich buchstabengetreu an den Koran und an
das vorbildhafte Verhalten des Propheten Mohammed hält. Und genau das
macht den Salafismus für unsichere und nach Halt suchende Seelen so
attraktiv: Man kann sehr einfach diesen strikten Auslegungen des
Koran folgen, ist dadurch dann gleichsam über Nacht aller Sünden
ledig und hat „die Wahrheit“ und Gott auf seiner Seite.

Aus genau diesen Gründen aber werden die gestrige Großrazzia und
das Verbot des Solinger Vereins „Millatu Ibrahim“ sowie mutmaßlich
weiterer Vereine die Salafisten in Deutschland nicht dauerhaft
handlungsunfähig machen. Aber sie werden die Aktivitäten der
Islamisten zumindest eine Zeitlang einschränken, und schon das ist
ein Erfolg. Denn mit dem Verbot von „Millatu Ibrahim“ ist auch die
dazugehörige Internetseite nicht mehr erreichbar. Die Salafisten
haben damit zumindest vorübergehend eine wichtige Propagandaplattform
verloren – und der Rechtsstaat hat eindrucksvoll ein Stopp-Signal
gesetzt.

Mit Verboten allein ist dem Salafismus aber kaum beizukommen. Das
weiß auch NRW-Innenminister Ralf Jäger, dessen Behörde die Salafisten
bereits seit längerem beobachtet und der die Großaktion bei
Bundesinnenminister Friedrich angeregt hatte. Das beste Mittel gegen
radikale Salafisten in Deutschland ist, dafür zu sorgen, dass ihnen
der Konvertiten-Nachwuchs ausgeht. Das will Jäger unter anderem mit
Informationskampagnen und Programmen für gefährdete junge Menschen
erreichen. Ein richtiger Schritt.

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