Von wegen spleeniger Operetten-Regent: Muammar
al-Gaddafi ist und bleibt ein knallharter, über Leichen gehender
Diktator. Er kennt kein Pardon gegenüber jeglicher Opposition –
Terror statt Theater. Dialog gibt es im Reich des auf Bajonetten
gestützten Alleinherrschers schon gar nicht. Wer immer sich
irgendwelchen Illusionen hingegeben hat, der Herr über riesige
Gasvorkommen und andere Bodenschätze zeigte an diesem Wochenende sein
wahres Gesicht. Scharfschützen gegen Demonstranten, Panzerfäuste
statt Tränengas – gegen den Libyer erscheinen die Ex-Präsidenten
Tunesiens und Ägyptens, Ben Ali und Husni Mubarak, fast milde.
Korruption allgemein und einen kleptomanen Familienclan gibt es in
Libyen ebenso wie bei den Nachbarn. Interessant aber ist diese
Abweichung vom Schema: Der Funke des Protestes springt diesmal auf
ein arabisches Land über, das wegen seines Reichtums weniger soziale
Probleme hat als andere. Was tun? Eine Lösung ist nicht erkennbar.
Jetzt bemühen sich muslimische Geistliche, weitere Massaker zu
verhindern. Sie können nur beten.
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