In Deutschland hat es möglicherweise seit mehr
als zehn Jahren eine rechtsextremistische Terror-Organisation
gegeben, die der linken Rote-Armee-Fraktion in ihrer Brutalität in
nichts nachgestanden hat. Bewahrheitet sich der Verdacht der
Ermittler, sind von den Neonazis eine Polizistin und neun Ausländer
erschossen sowie zwei Sprengsätze gezündet worden. Diese Bomben
hatten im Jahr 2000 in Düsseldorf zehn jüdische Aussiedler und 2004
in einem türkisch geprägten Kölner Stadtteil 22 Menschen verletzt,
eine Frau hatte ihr ungeborenes Baby verloren. Einige Parallelen zum
linken Terror werden jetzt deutlich: Auch die nun im Verdacht
stehenden Neonazis haben im Untergrund gelebt, auch sie sollen ihren
Lebensunterhalt mit Banküberfällen bestritten haben. Der große
Unterschied aber ist: Im Gegensatz zur Baader-Meinhof-Gruppe und der
RAF, die sich zu ihren Morden und Anschlägen bekannt und Deutschland
in Angst und Schrecken versetzt hatten, haben sich die
Rechtsextremisten nie öffentlich mit ihren Verbrechen gebrüstet. Ob
beabsichtigt oder nicht: Dieser freiwillige Verzicht auf Ruhm und
Sympathisanten in der rechtsradikalen Szene hat dazu geführt, dass
die Straftaten nie als politisch motiviert auf dem Radar des
Bundesverfassungsschutzes oder des Bundeskriminalamtes auftauchten.
So stellte das Bundeskriminalamt im Fall der neun »Döner-Morde« eine
Fahndungsseite in türkischer Sprache ins Internet, weil man einen
Täter aus diesem Kulturkreis nicht ausschloss. Noch im Juli hatte
Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich (CDU) nach den Anschlägen
des Rechtsextremisten Anders Behring Breivik in Norwegen, erklärt, er
habe »keine Hinweise auf rechtsterroristische« Aktivitäten in
Deutschland«. Es erschreckt, dass die Sicherheitsbehörden mit ihren
abertausenden Mitarbeitern und technischen Möglichkeiten über Jahre
offenbar nichts von dieser mutmaßlichen Terrorgruppe geahnt haben.
Ihnen bleibt nur, jetzt alle Hintermänner, Mitläufer und Mitwisser zu
enttarnen.
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Westfalen-Blatt
Nachrichtenleiter
Andreas Kolesch
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