Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Kopftuchverbot für Mädchen

Joachim Stamp, Landeschef der FDP und
Integrationsminister in NRW, will Mädchen Kopftücher erst mit 14
erlauben. Weil sie dann religionsmündig seien und selbst entscheiden
könnten. So fürsorglich war die FDP nicht immer. 2012 brachte sie
zusammen mit der Union ein Gesetz durch den Bundestag, das die
Beschneidung kleiner Juden und Muslime straffrei stellt. Beschneidung
– manche Betroffene sprachen damals in der kurzen, aber heftigen
Debatte von Genitalverstümmelung. Die persönliche Religionsfreiheit
des Kindes spielt in dem Gesetz keine Rolle, und von einem
Mindestalter ist auch nicht die Rede. Im Gegenteil: Paragraph 1631
d BGB spricht vom »nicht einsichts- und urteilsfähigen männlichen
Kind«. Wie ernst ist es der FDP also mit dem Kindeswohl? Mancher in
der Partei wirft Stamp vor, sich seit der Landtagswahl nicht
richtig profiliert zu haben. War sein Kopftuchvorstoß der Versuch,
das zu ändern und auf den Populistenzug aufzuspringen? Manche Kinder
werden geprügelt und missbraucht. Und es gibt bei uns Kinder, die
hungern, weil ihre Eltern das zulassen. Sind da ein paar Mädchen mit
Kopftuch wirklich ein drängendes Problem?

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