Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Hochschulreform vor zehn Jahren

Viel ist bei der Bologna-Reform versprochen
worden. Gehalten wurde wenig. Mit Bachelor und Master ist
Universitäten ein System übergestülpt worden, das sie in ein Korsett
presst. Das praxisorientierte Ideal ist löblich. Es überfordert
jedoch den Hochschulapparat. Ein bestehendes System wird nicht durch
ein neues Etikett auf Knopfdruck flexibel und praxisnah. Außerdem
fehlt Geld, damit die Praxis wirklich Einzug in der Theorie hält.
Unis leichter wechseln – klappt nicht. Mehr Auslandsaufenthalte –
keine Zeit. Schneller Einstieg ins Berufsleben – zu wenig Erfahrung.
So verpufft das Hauptargument des kürzeren Studiums. Außerdem ist der
Bachelor in der Arbeitswelt längst nicht akzeptiert. Und die Hürden
zum Master werden so hoch gesetzt, dass zahlreiche Studenten
frustriert zurückbleiben. Eines kann Bologna aber anstoßen: eine
Diskussion über die Geschwindigkeit von Ausbildung im Zuge verkürzten
Abiturs und Studiums. In Rekordzeit perfekte Lebensläufe zu
produzieren, darf nicht das Ziel sein. So schafft eine Gesellschaft
zwar Akademiker, aber keine wertvollen Mitarbeiter mit gereifter
Persönlichkeit.

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