Westfalenpost: Das Pulverfass ist nah Von Martin Korte

Sie wollen nicht weniger als einen gewaltigen
islamischen Gottesstaat vom Iran bis zum Mittelmeer. Und sie töten
jeden, der sich ihnen in den Weg stellt. Die sunnitischen Terroristen
der Gruppe „Islamischer Staat im Irak und Syrien“ (Isis) stehen kurz
vor Bagdad, die Regierung dort hat die Kontrolle über ihr eigenes
Land längst verloren und kann die Bevölkerung nicht mehr schützen.
Hunderttausende, unter ihnen zahlreiche Christen, sind auf der
Flucht.

Die Islamisten nutzen das Vakuum, das die USA mit ihrem Rückzug
hinterlassen haben. Nach ihrer Invasion im Jahr 2003 tragen sie eine
Mitverantwortung für die aktuelle Situation, schließlich kamen sie,
um den Terrorismus zu bekämpfen. Aber Waffen werden die Amerikaner
nun kaum liefern: Zu groß ist das Risiko, dass sie der Opposition in
die Hände fallen könnten. Auf Ministerpräsident Nuri al-Maliki kann
Washington nicht bauen; er hat die Sunniten jahrelang diskriminiert,
nun üben sie Rache. Die Region versinkt in Anarchie.

Wer hierzulande denkt, das gehe uns doch alles nichts an, weil
Bagdad scheinbar am anderen Ende der Welt liegt, der wiegt sich zu
Unrecht in Sicherheit. Irak, Iran und Syrien sind Nachbarländer
unseres Nato-Partners Türkei. Die Lunte brennt, und das Pulverfass
ist nah. Zur Hoffnung gibt es keinen Anlass.

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