Terror, Arbeitslosigkeit, Krebs, Klimawandel,
Datenklau – nichts unter diesen Übeln fürchten die Deutschen so sehr
wie das Pflegeheim. Und diese Angst ist berechtigt. Daran wird sich
durch die Reform des Pflege-TÜV nicht viel ändern. Auch 2014 werden
Formalien in der Summe eine gewichtigere Rolle spielen als die
zentrale Frage: Wie gut geht es dem Pflegebedürftigen?
Glücklich, wer Angehörige hat, die sich kümmern. Die vorher viele
Einrichtungen besichtigen und dort auch mit Betreuten sprechen. Die
später durch ihre regelmäßigen Besuche den Pflegenden vermitteln,
dass jemand sich kümmert und kontrolliert. Aber auch das ist keine
Garantie dafür, dass im Heim alles passt. Weil durch ständig
wechselndes und meist knappes Personal eine angemessene Betreuung oft
gar nicht möglich ist.
Der Pflegesektor beschäftigt eine Million Menschen. Er liegt vor
der Automobilindustrie. Künftig werden wir mehr als die heute 2,5
Millionen Pflegebedürftigen haben. Schon das sollte ein Grund sein,
den Pflegerberuf attraktiver zu machen. Das heißt vor allem: ihn
anständig zu bezahlen. Denn während solventen Pflegeheim-Investoren
Renditen von sieben Prozent versprochen werden, sind die Gehälter des
Personals angesichts der physischen und psychischen Belastung
beschämend.
Auch im schlechten System opfern sich Pflegende auf, gibt es gut
geführte, die Bedürfnisse der Bewohner an die oberste Stelle setzende
Heime. Aber sie sind alles andere als selbstverständlich. Dass wir
das hinnehmen, obwohl niemand für sich eine Zukunft auf der
Pflegestation ausschließen kann, erstaunt. Wahrscheinlich liegt es am
Widerwillen, sich mit Unangenehmem zu beschäftigen. Einer Art
Angststarre. Die schadet allen.
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