Es ist schon paradox. Der Euro beherrscht seit
Wochen und Monaten die Schlagzeilen in allen Medien. Aber immer, wenn
von Krise die Rede ist, geht es um Euro-Schuldenstaaten, um
Griechenland, Portugal, Spanien und Italien, um die Zukunft der
Gemeinschaftswährung. Längst vorbei scheinen die Zeiten, als sich
noch jemand um den Wechselkurs Sorgen machte. Der schwankte im Lauf
der Euro-Geschichte zwischen rund 0,90 und gut 1,60 US-Dollar, also
zwischen einer Einschätzung als kränkelnde Frühgeburt, wie sie
Ex-Kanzler Gerhard Schröder getroffen hatte, und der Angst um die
Exportchancen der deutschen Industrie. Beide Extreme haben ihr nicht
nachhaltig geschadet. Die dauernde Betrachtung des Euro-Wechselkurses
aus den Anfangsjahren ist von der Sorge um die Schulden der Südländer
abgelöst worden, und das ist gut so. Überschuldete Volkswirtschaften
bergen ein weit größeres Risiko für die Gemeinschaftswährung als ein
temporäres Extrem beim Wechselkurs. Zumal sich viele
Exportunternehmen dagegen abgesichert haben. Wir sollten beim Wort
Euro-Krise genau differenzieren, was gemeint ist. Der Wechselkurs
kann derzeit nicht gemeint sein. 1,36 Dollar sind weder ein Grund zum
Überschwang noch zur Sorge. Da ist Luft nach oben wie nach unten.
Etwas mehr Gelassenheit täte uns gut. Bei der Überwindung der
Euro-Schuldenkrise gibt es Fortschritte – gewiss. Aber bis zur
Umsetzung tiefgreifender Reformen und gemeinsamer Finanzregeln ist es
noch ein weiter Weg. Es gilt nichts weniger, als die Zukunft des
Wirtschaftsraumes zu sichern.
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