Das also war die erste Attacke. Um in Peer
Steinbrücks bevorzugter Bildsprache zu bleiben: Ein schneidiger
Kavallerist war da gestern im Bundestag zu erleben, der mit
Geschmetter und Geklapper gegen die Amtsinhaberin anritt. Ihre
verschanzte Stellung mit Kritiksalven eindeckte. Herausforderer gegen
Amtsinhaberin, das Duell ist eröffnet.
Keine Frage, der
Mann spielt seine Rolle virtuos. Weiß scharf, prägnant, präzise zu
formulieren, da ist er ihr überlegen. Aber das wusste man. Ebenso,
wie man vorher schon wissen konnte, was ungefähr er in der gestrigen
Europadebatte sagen würde. Dass bei dieser Kanzlerin alles zu wenig,
zu spät sei. Ihr Auftritt in der Krise nicht beherzt genug. Zu
zögerlich, zu lavierend, zu ängstlich auf den Beifall des heimischen
Publikums schielend. Dass sie vom ersten Tag des Eurodebakels an mit
Geld hätte schmeißen müssen.
Steinbrück und die
Sozialdemokraten sagen das seit zweieinhalben Jahren. Genauso lange
mögen ihnen die Menschen darin nicht folgen. Unter den Kritiksalven
der Opposition sind die Popularitätswerte der Kanzlerin stetig
gestiegen.
Die Frage für den Herausforderer lautet, ob die
Europapolitik wirklich das Feld ist, auf dem sein Weizen blühen kann.
Jenseits des Getöses fehlt ihm nämlich die Alternative. Der
Wirtschaftsweise im Kandidatenstand weiß es auch nicht besser, wie
der Euro zu retten ist. Im Unterschied zu ihm ist die Amtsinhaberin
aber zum Handeln in der Lage. Letztlich wird sich die Frage stellen,
bei wem sich die Menschen in der Krise besser aufgehoben fühlen. Beim
schneidigen Kavalleristen. Oder einer glanzlos bedachtsamen
Pragmatikerin.
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