Man sollte die Rolle von Spitzenkandidaten bei einer
Partei, die keinen Kanzler stellen kann, nicht überschätzen. Und der
Abstand zwischen Parteichef Cem Özdemir und Außenseiter Robert Habeck
war so knapp, dass sich daraus höchstens ableiten lässt, dass die
Basis vom derzeitigen Auftritt der Spitze wenig begeistert ist. Klar
ist nur: Das schlechte Ergebnis für Anton Hofreiter ist eine bittere
Niederlage für die Parteilinken, die Realos marschieren. Alles klar
für Schwarz-Grün also? Die Grünen haben sich zuletzt in den Keller
geredet. Kritik am Kölner Polizeieinsatz zu Silvester und Debatten
über staatlich bezahlte Prostituierte für Pflegebedürftige oder
Unisex-Toiletten an Berliner Schulen sind nicht unzulässig, wirken
aber in Zeiten des Terrors neben der Spur und fordern extreme
Angriffe geradezu heraus. Die Grünen erscheinen in solchen Momenten
als elitär-verspielte Truppe, die sich mit Luxusproblemen für
Luxuszeiten befasst. Und das große Thema Sicherheit gehört eben nicht
zur grünen Kernkompetenz. Zu Migration und Gerechtigkeit hätten sie
schon etwas beizutragen, zur ökologischen Modernisierung sowieso. Ob
das im Herbst 2017 reicht? Ohne eine Trendwende scheitert jegliche
Regierungsbeteiligung an den Zahlen. Und dann ist da noch die CSU.
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