Westfalenpost: zur Bundeswehrreform

Man ahnt, woher der Wind weht, wenn CSU-Chef
Seehofer dem neuen Verteidigungsminister von der Schwesterpartei CDU
die Linie bei der Bundeswehrreform vorgeben will. Bei diesem
Jahrhundertprojekt, dem sich de Maizières Vorgänger voller Tatendrang
angenommen hatte, gebe es „keinen Korrekturbedarf“, so Seehofer. Der
CSU-Vorsitzende spinnt fleißig an der Legende, nach der Guttenberg
trotz seines Sturzes über seine abgeschriebene Doktorarbeit ein
untadeliger Verteidigungsminister war. Der Frust über die Demontage
des aufstrebenden Stars sitzt tief. Da wird nun kräftig nachgetreten
in Richtung CDU, weil der Eindruck entstanden ist, dass die Kanzlerin
Guttenbergs Abgang gar nicht verhindern wollte. Was wie ein selbst
bestimmter Rücktritt aussah, war eine verdeckte Entlassung, bei der
das Kanzleramt mächtig über Bande spielte. Die Bundeswehrreform
bietet jetzt der CSU eine vortreffliche Gelegenheit, Merkels
Musterknaben de Maizière das Leben schwer zu machen. Dieser sieht
sehr wohl Korrekturbedarf beim Umbau der Streitkräfte. Damit liegt er
völlig richtig. Die Strapazen, die unsere Truppe auf ihrem Marsch von
der Wehrpflicht- zur Freiwilligenarmee noch zurücklegen muss, sind
von dem forschen Reformplaner Guttenberg unterschätzt worden. Sein
Nachfolger de Maizière hat nun eine Herkulesaufgabe vor sich.

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