Wittener Studierende sprechen nichtüber, sondern mit Flüchtlingen (FOTO)


 

Mit einem Wochenendseminar wollten Studierende der Universität
Witten/Herdecke und die Flüchtlingsinitiative „Willkommen in Witten“
das Thema zurück in den Fokus rücken

In diesen Tagen wird meist über Flüchtlinge gesprochen.
Studierende der Universität Witten/Herdecke (UW/H) wollten aber
bewusst mit ihnen reden. Im Rahmen eines Wochenendseminars ließ die
studentische Flüchtlingsinitiative „Willkommen in Witten“ deshalb
Welten zusammenkommen: 13 UW/H-Studierende, 17 Geflüchtete und der
Wittener Professor Kazuma Matoba reisten für drei Tage in die Eifel
nach Monschau, um vor historischer Kulisse über Integration zu
diskutieren. Im Mittelpunkt standen dabei die Fragen, wie Geflüchtete
Integration erleben und wie diese auf lokaler Ebene gelingen kann.
Gefördert wurde das Projekt von der „Patenschaft für Demokratie
Witten“ mit Mitteln aus dem Bundesprogramm „Demokratie Leben!“.

„Mit dem Seminar wollten wir das Thema Integration zurück in den
Fokus rücken und einen Begegnungsraum schaffen“, sagt UW/H-Student
Nils Luerweg. „Der Austausch zwischen Geflüchteten und Studierenden
hat eine intensive Reflektion des Begriffs zugelassen. Während der
gemeinsamen Zeit haben wir viele Gemeinsamkeiten entdeckt, in den
offenen Diskussionen kamen aber auch Probleme zur Sprache, mit denen
wir uns als Gesellschaft weiter auseinandersetzen müssen.“

Persönliche Geschichten und die gemeinsame Auseinandersetzung mit
Heimat und Herkunft schafften zu Beginn eine vertrauensvolle
Stimmung. Danach berichteten die Geflüchteten von ihren
Integrationserfahrungen in Deutschland. Dabei sprachen sie offen über
Dankbarkeit für die Hilfsbereitschaft, über Besonderheiten der
deutschen Lebensweise, aber auch über Diskriminierungsgefühle.
Besonders eindrücklich schilderte ein Syrer die Konsequenzen von
politischen Entscheidung: „Die syrische Botschaft hat meinen
Reisepass nicht verlängert. Deshalb darf ich die EU momentan nicht
verlassen. Doch meine Familie darf nicht hinein, seitdem der
Familiennachzug ausgesetzt wurde. Ich habe meine Frau und meine
Kinder seit drei Jahren nicht gesehen, für die nächste Zeit wurde mir
die Hoffnung genommen. Ich fühle mich wie in einem offenen Gefängnis,
dass ist gegen die Menschlichkeit!“

Die Seminarteilnehmer diskutierten gemeinsam auch bestehende und
denkbare Integrationskonzepte auf kommunaler Ebene. Einigkeit bestand
darin, dass Sprachpraxis und Bildung sowie Arbeitsplätze als Ort der
gesellschaftlichen Integration essenziell für Gelingen sind. Zum Ende
des Seminars wurde zudem deutlich, wie wichtig der gegenseitige
Austausch ist, um Vorurteile abzubauen. Ein zentrumsnaher
Begegnungsort für Hausaufgabenbetreuung, den Austausch mit Deutschen,
das Vertiefen der Sprachkenntnisse, Musik und das gemütliche
abendliche Zusammensein stellte sich als gemeinsame Vision heraus.

Initiatorin Laura Pommerenke ist sich sicher, dass ein zentrales
Anliegen von Geflüchteten der intensivere Kontakt zur lokalen
Bevölkerung ist, um Teil des alltäglichen Lebens zu werden: „Wir sind
in den drei Tagen als Gemeinschaft zusammengewachsen, haben uns
kennen und schätzen gelernt, vieles miteinander geteilt und sind am
Ende mit dem Gefühl auseinandergegangen, ein Stück Familie
zurückzulassen. Wir freuen uns schon sehr auf das Wiedersehen beim
Picknick im Lutherpark in Witten, das wir als Studentische Initiative
–Willkommen in Witten– organisieren. Diese Begegnungsorte sind das
beste Mittel, um Austausch, Vertrauen und Integration zwischen
Geflüchteten und der Bevölkerung zu schaffen.“

Weitere Informationen:
www.uni-wh.de/studium/studentische-initiativen/willkommen-in-witten
www.facebook.com/willkommeninwitten

Über uns:

Die Universität Witten/Herdecke (UW/H) nimmt seit ihrer Gründung
1982 eine Vorreiterrolle in der deutschen Bildungslandschaft ein: Als
Modelluniversität mit rund 2.500 Studierenden in den Bereichen
Gesundheit, Wirtschaft und Kultur steht die UW/H für eine Reform der
klassischen Alma Mater. Wissensvermittlung geht an der UW/H immer
Hand in Hand mit Werteorientierung und Persönlichkeitsentwicklung.

Witten wirkt. In Forschung, Lehre und Gesellschaft.

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Pressekontakt:
Fluechtlingsinitiativewitten@gmail.com
Die Handynummer der Organisatoren erhalten interessierte Journalisten
in der Pressestelle der UW/H unter 02302 / 926-946 oder -805

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