Da war doch was? Richtig. Die Ratingagentur
Standard & Poor´s ist schon öfter als Elefant im Porzellanladen
aufgefallen. Vor nicht einmal einem Monat verbreitete Standard &
Poor´s die Nachricht, Frankreich habe seine Top-Note „AAA“ verloren.
Wenig später folgte der Rückzieher samt Eingeständnis, man habe die
Nachricht aus Versehen verschickt. Unbeantwortet blieb die Frage,
warum eine solche Mitteilung denn überhaupt fertig frankiert im
Giftschrank lag. Jetzt drohen die Amerikaner gleich mehreren
Euro-Staaten und dem Rettungsfonds EFSF mit der Rating-Keule. Mal
ganz ehrlich: Mitten in der tiefsten Krise braucht niemand eine
Rating-Agentur, um zu wissen, dass die Euro-Länder mitsamt ihrer
Gemeinschaftswährung am Scheideweg stehen. Dass Standard & Poor´s
ausgerechnet vier Tage vor dem – hoffentlich – entscheidenden
Euro-Gipfel mit den Ketten rasselt, wirft nicht nur die Frage auf,
inwieweit die Bewertung von politischen Interessen geleitet ist. Die
Tatsache, dass Informationen über die anstehende Massenherabstufung
schon vorab durchgesickert waren, lässt auch vermuten, dass die
Rechenkünstler doch nicht gänzlich unabhängig von Märkten und
Spekulanten sind. In den kommenden Wochen wartet deshalb nicht nur
auf die Euro-Länder viel Arbeit. Auch die Ratingagenturen werden alle
Hände voll zu tun haben, um verlorenes Vertrauen zurückzugewinnen.
Andreas Fier
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