Zustände im Flüchtlingslager auf Lesbos insbesondere für
Kinder entsetzlich
Die internationale christliche Kinderhilfsorganisation World Vision fordert die
deutsche Bundesregierung auf, umgehend etwa 1.000 unbegleitete minderjährige
Flüchtlinge aus dem Lager Moria auf Lesbos aufzunehmen. Nach einem Besuch des
Lagers auf der griechischen Insel berichtet der Vorstandsvorsitzende Christoph
Waffenschmidt von entsetzlichen Zuständen.
Über 20.000 Menschen leben mittlerweile in und um das Lager Moria – ausgelegt
ist es für die Aufnahme von 3.000 Flüchtlingen. Die jetzt im Lager lebenden
Geflüchteten sind vor allem während der vergangenen sechs Monate von der Türkei
aus über das Mittelmeer auf das nahe gelegene Lesbos gekommen.
Waffenschmidt besuchte in der vergangenen Woche das Lager, um sich mit eigenen
Augen ein Bild von der Situation vor Ort zu machen: „Die Menschen hausen in
Zelten aus Plastikplanen, schlafen in den kalten Nächten auf dem Boden, es gibt
kaum Strom. Die medizinische Versorgung ist nicht gewährleistet. Vor allem die
Kinder leiden hier unter der absoluten Perspektivlosigkeit.“
Etwa 40 Prozent der Menschen im Lager sind unter 18 Jahre alt. Unter ihnen knapp
1.000 Kinder, die ohne Begleitung geflüchtet und somit besonders schutzbedürftig
sind. Sie können keine reguläre Schule besuchen und sind Gewalt und Missbrauch
schutzlos ausgeliefert. Regelmäßig gibt es Messerstechereien. Mädchen trauen
sich nicht, nachts eine der wenigen Latrinen aufzusuchen. Die 14jährige Sayna
berichtet von Übergriffen: „Wir Mädchen werden oft belästigt, haben Angst. Wer
ohne Eltern hier ist, lebt besonders gefährlich.“
Auch die sanitären Zustände sind entsetzlich, erklärt Waffenschmidt: „Auf 460
Menschen kommt eine Wasserstelle. Und die gibt es nur im umzäunten Zentrum des
Lagers. Doch die weitaus meisten Menschen leben am Rand dieses Zentrums, im
sogenannten Dschungel. Hier herrschen unbeschreibliche Zustände. Überall Müll,
schlammige Wege. So dürfen Kinder nicht leben.“
Die Kinderhilfsorganisation fordert daher die Bundesregierung auf, schnell und
unbürokratisch zu helfen und die etwa 1.000 unbegleiteten Kinder von Lesbos nach
Deutschland zu holen. „Eigentlich ist das das Prinzip, das wir in Deutschland
immer anwenden. Wenn Kinder Waisen werden, wenn sie praktisch keine Familie mehr
haben, dann ist der Staat für ihren Schutz und ihre Sicherheit zuständig.“
Deutschland habe nicht nur die Mittel dazu, sondern auch die von zahlreichen
Städten und Gemeinden im Bündnis „Städte Sicherer Häfen“ geäußerte Bereitschaft
zur Aufnahme, so Waffenschmidt. Das Flüchtlingsabkommen zwischen der EU und der
Türkei dürfe nicht als Feigenblatt dienen, um die Augen vor den
menschenunwürdigen Zuständen im Lager zu verschließen.
Waffenschmidt: „Als Christen und Demokraten ist es unsere Aufgabe, den Kindern
Schutz zu bieten und uns für ihre Rechte einzusetzen. Lesbos liegt am Rand
Europas – aber was dort geschieht, trifft das Herz Europas. Die Situation zu
ignorieren hilft Niemandem.“
ACHTUNG REDAKTIONEN
Christoph Waffenschmidt steht für Interviews zur Verfügung. Informationen zur
Person Christoph Waffenschmidt: Jahrgang 1969. Von 1999 bis 2008 Bürgermeister
der nordrheinwestfälischen Stadt Waldbröl. Seit 2009 Vorstandsvorsitzender von
World Vision Deutschland.
BILDMATERIAL
Fotomaterial zum Lager Moria kann unter diesem Link abgerufen werden:
https://www.dropbox.com/sh/mu70l0tyh7so8jj/AAAHwSKpfYZJI2bjYR–Ebkba?dl=0
HINTERGRUND
World Vision Deutschland e.V. ist ein überkonfessionelles, christliches
Hilfswerk mit den Arbeitsschwerpunkten nachhaltige Entwicklungszusammenarbeit,
humanitäre Hilfe und entwicklungspolitische Anwaltschaftsarbeit. Im Finanzjahr
2018 wurden durch World Vision Deutschland 284 Projekte in 48 Ländern gefördert.
World Vision Deutschland ist mit weiteren World Vision-Werken in fast 100
Ländern vernetzt. World Vision unterhält offizielle Arbeitsbeziehungen zur
Weltgesundheitsorganisation (WHO) und dem Kinderhilfswerk der Vereinten Nationen
(UNICEF) und arbeitet eng mit dem Flüchtlingskommissariat der Vereinten Nationen
zusammen (UNHCR).
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