Ausmaß und Dynamik der wachsenden Altersarmut in
Deutschland werden nach Angaben des Paritätischen Wohlfahrtsverbands
erheblich unterschätzt. Nach aktuellen Berechnungen der Paritätischen
Forschungsstelle steigt das Risiko, im Alter in Armut zu leben, mit
jedem neuen Rentenjahrgang dramatisch. Innerhalb von zehn Jahren habe
sich der Anteil der älteren Menschen unter 70, die auf Grundsicherung
im Alter angewiesen sind, verdoppelt. Zwingend notwendig sei ein
sofortiger Kurswechsel in der Alterssicherungspolitik, insbesondere
eine Anhebung des Rentenniveaus und eine Reform der
Altersgrundsicherung.
„Lange Zeit war das Armutsrisiko älterer Menschen im Vergleich zur
Gesamtbevölkerung unterdurchschnittlich. Die Menschen konnten darauf
hoffen, dass sie im Alter in der Regel einigermaßen abgesichert sind.
Dies hat sich in den vergangenen zehn Jahren drastisch verändert: Die
Armut von Rentnerinnen und Rentnern ist so stark gestiegen wie bei
keiner anderen Bevölkerungsgruppe. Altersarmut ist kein drohendes
Problem am Horizont, sondern heute bereits bittere Realität“, so Dr.
Joachim Rock, Rentenexperte des Paritätischen Gesamtverbands. Die
Armutsquote bei Rentnerinnen und Rentnern stieg zwischen 2005 und
2016 von 10,7 auf 15,9 Prozent und damit um 49 Prozent. Besonders
stark ist der Anstieg der Armut bei Männern über 65 in
Ostdeutschland.
Die noch immer vergleichsweise moderat erscheinende
Grundsicherungsquote älterer Menschen verschleiere dabei die Dynamik
der Entwicklung: Wie eine aktuelle Analyse der Paritätischen
Forschungsstelle zeigt, sind die neu ins Rentenalter eintretenden
Jahrgänge sehr viel häufiger auf Grundsicherung angewiesen als noch
vor zehn Jahren. Der Anteil der Grundsicherungsbeziehenden unter 70
Jahren hat sich von 2,4 Prozent (2005) auf 4,6 Prozent (2015) nahezu
verdoppelt. Darüber hinaus sei gerade bei älteren Menschen die
verdeckte Armut besonders hoch.
„Die rentenpolitischen Reformen der vergangenen Legislaturperioden
haben erdrutschartige Verwerfungen ausgelöst. Wenn wir Armut und
Bedürftigkeit im Alter heute bekämpfen und für die Zukunft verhindern
wollen, müssen die politischen Weichen umgehend neu gestellt werden“,
so Joachim Rock. Mit Blick auf den aktuellen
Rentenversicherungsbericht appelliert der Paritätische an die
Politik, nicht auf Beitragssenkungen zu setzen, sondern stattdessen
die Leistungen der gesetzlichen Rentenversicherung zu verbessern. Der
Verband fordert insbesondere eine Anhebung des Rentenniveaus auf 53
Prozent und darüber hinaus gezielte Maßnahmen zur Bekämpfung von
Altersarmut. In einem Konzept hat der Paritätische dazu konkrete
Vorschläge formuliert.
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