Mehrere Vorstandsmitglieder einer rechten
Gewerkschaft, die bei dem Autohersteller Daimler vertreten ist,
müssen sich gegen den Verdacht der Nazi-Sympathie erwehren. Wie das
ARD-Magazin „Report Mainz“ und das Hamburger Magazin „Stern“
berichten, soll der bisherige Vorsitzende der Organisation „Zentrum
Automobil“, Andreas Brandmeier, per Mail ein Foto verschickt haben,
das ein Hakenkreuz zeigt und die Inschrift: „Der deutsche Gruß heißt
Heil Hitler.“ Er habe das Schild am Vortag gekauft, brüstete sich der
Versender der Mail.
Einer der Köpfe und Gründer der Gewerkschaft, Oliver Hilburger,
wies den Verdacht zurück. Die Mail sei „definitiv und eindeutig eine
Fälschung“, versicherte Hilburger. Brandmeier selbst ließ dazu Fragen
unbeantwortet. Der Empfänger der Mail, der bei „Zentrum Automobil“
ausgestiegen ist, legte gegenüber dem „Stern“ und „Report Mainz“ zum
Beweis seinen Mailverlauf offen. Er bekräftigte den Vorwurf gegen
Brandmeier überdies mit einer schriftlichen Versicherung. Mit einem
„Andi Brandmeier“ als Urheber findet sich zudem auch auf Facebook
eine Seite, auf der der Autor Verschwörungstheorien und ein
Unterstützervideo für die als rechtsextrem geltende und vom
Verfassungsschutz beobachtete Identitäre Bewegung gepostet hat.
Überdies beklagt er dort die Macht der „supranationalen
Finanzdynastien“ wie der Rothschild-Familie. Brandmeier kandidiert
derzeit erneut als Betriebsrat bei Daimler in Untertürkheim.
Nach Recherchen von „Report Mainz“ und „Stern“ haben darüber
hinaus weitere Vorstandsmitglieder von „Zentrum Automobil“ eine
rechtsextreme Vergangenheit. So war ein Vorstandsmitglied mehrere
Jahre führend in der seit 2000 wegen Wesensverwandtschaft zu NSDAP
und Hitlerjugend verbotenen „Wiking Jugend“ aktiv. Ein weiteres
Mitglied engagierte sich im rechtsextremen „Thule-Netz“. Oliver
Hilburger selbst war 20 Jahre lang Mitglied der Neonazi-Kult-Band
„Noie Werte“. Auf den Vorhalt, Hilburger habe bei „Noie Werte“ 20
Jahre lang Nazilieder gespielt, sagte er „Report Mainz“ gegenüber:
„Die zwanzig Jahre sind sicher nicht abgeschlossen in einem Feld und
auf einmal ist man was andres. Das sicherlich nicht. Ich kann Ihre
Titulierung „Nazilieder“ hören, da haben wir sicherlich eine andere
Auffassung.“ „Noie Werte“ gilt als wichtiger Wegbereiter für das
ultra-rassistische „Blood and Honour“-Netzwerk in der Bundesrepublik.
Hilburger hatte zudem nachweislich Kontakte zu NSU-Unterstützern.
„Report Mainz“ und „Stern“ haben den Vorstand von „Zentrum
Automobil“ mit den umfangreichen Vorwürfen konfrontiert. Zu einer
Stellungnahme sah sich die Gewerkschaft nicht in der Lage. „Zentrum
Automobil“ hatte bei den letzten Betriebsratswahlen zehn Prozent der
Stimmen erhalten und stellt derzeit vier Betriebsräten im
Daimler-Stammwerk in Stuttgart-Untertürkheim. Bei der
Betriebsratswahl im März tritt die Kleingewerkschaft mit 187
Kandidaten an. Sie ist überdies bereits bei BMW in Leipzig und Opel
in Rüsselsheim vertreten und unterhält eigenen Angaben zufolge
Kontakte zu Kollegen bei Audi.
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Bei Fragen wenden Sie sich bitte an „Report Mainz“, Tel. 06131 929
33351 oder -33352.
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