Von Klaus Welzel
Es gibt zwei elementare Sichtweisen zu den Castor-Transporten: Der
deutsche Atommüll gehört nach Deutschland. Das ist die eine. Und
deshalb machen die Demonstrationen überhaupt keinen Sinn. Selbst wenn
das „Zwischen“-lager Gorleben unsicher sein sollte, die
Wiederaufbereitungsanlage in La Hague ist es ebenfalls. Zum anderen
aber sind die Castor-Transporte für Atomkraftgegener eine günstige
Gelegenheit, der Regierung klar zu machen, dass Teile der Bevölkerung
den derzeitigen Pro-Atomkurs nicht mittragen wollen. Allerdings:
50
stets der Ruch der Gewalttätigkeit an, weshalb die Zahl überschaubar
bleibt. Dass die Polizei in diesem Jahr aggressiver auf die
provokativen Aktionen der Castor-Gegner reagierte als in den
Vorjahren, hat vielleicht mit der politischen Leitlinie aus den
Innenministerien zu tun. Vielleicht aber auch damit, dass
mittlerweile sämtliche gesellschaftlichen Großkonflikte – wie zum
Beispiel Stuttgart 21 – auf dem Rücken der Ordnungshüter ausgetragen
werden. Insofern sind auch die Anti-Castor-Proteste ein Wink mit dem
Zaunpfahl für Schwarz-Gelb, dass sich ihre Politik immer weiter von
den Bedürfnissen der Menschen entfernt. Vor allem deshalb, weil im
Wendland ähnlich wie in Stuttgart mehrheitlich keine gewaltbereiten
Anarchos, sondern normale Bürger demonstrieren.
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