Neue Westfälische (Bielefeld): KOMMENTAR zum Thema
Klima-Gipfel
Endlich
CARSTEN HEIL

Der Fortschritt ist eine Schnecke, heißt es.
Dies umso mehr, als viele Menschen es gar nicht für erforderlich
erachten, auf dem Gebiet des Klimaschutzes überhaupt Fortschritte zu
erzielen. Selbst im aufgeklärten und informierten Westen sind längst
nicht alle davon überzeugt, dass in Sachen Klimaschutz Eile geboten
ist. Um wie viel gleichgültiger werden die Menschen in anderen
Weltregionen damit umgehen? Dort haben sie andere Sorgen, als sich
vor einer abstrakte Gefahr zu fürchten, die irgendwann in 50 Jahren
auf die Erde zukommt. Und vor allem wollen sie im selben Wohlstand
leben, den sich der Westen – in Teilen auf Kosten der Umwelt – schon
vor Jahrzehnten gesichert hat. Dabei haben Wissenschaftler seit
langem bewiesen, dass die Erd-Erwärmung extreme Kosten und
unendliches Leid über die Menschheit bringen wird. An der Skepsis
gegenüber diesen Nachweisen sind die Forscher selbst nicht
unschuldig. Musste doch die UN-Komission in ihren Berichten
wiederholt Fehler eingestehen. Umso positiver ist es, dass der
Klima-Gipfel zumindest nicht vollständig gescheitert ist. Es gibt
sogar Ansätze für Optimismus. Erstmals haben auch China und die
Vereinigten Staaten dem Übereinkommen zugestimmt. Die nächste Frage
wird sein, ob die Verabredungen zu Hause dann auch durchzusetzen
sind. Das vor Jahrzehnten beschlossene Ziel, 0,7 Prozent des
Bruttosozialproduktes für Entwicklungshilfe auszugeben, hat zum
Beispiel Deutschland noch nie eingehalten. Was wird wohl aus den
beschlossenen Milliarden für den Klimaschutz? Aber es gibt ein
Umdenken, was schon daran zu erkennen ist, dass die Chinesen jenseits
allen Gipfel-Geredes verstärkt in erneuerbare Energien investieren.
Sie wissen, dass die Realität sie dazu zwingt: Gas, Kohle und Öl sind
nicht nur klimaschädlich, sondern auch endlich.

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