Neues Deutschland: zum Dioxin-Skandal

Fast genau zehn Jahre ist es her, dass der
»Rinderwahnsinn« BSE die Republik erschütterte – und die rot-grüne
Regierung die Agrarwende ausrief, eine Abkehr von der
Massentierhaltung. Geschehen ist nichts, wie der Dioxin-Skandal
zeigt. Das damals virulente Tiermehl-Problem ist abgestellt, doch die
Industrialisierung des Fleisches ging weiter. Überdüngung ist de
facto wieder legal, das freiwillige Kontrollsystem hat schlecht
gegriffen – und Deutschland sich zu einem Zentrum der
Massentierhaltung entwickelt. Es ist ein Wahnsinn mit Methode: 50
Milliarden Euro pumpt Europa jährlich in den Agrarsektor – in ein
System, das den Bürgern regelmäßig Gift und Gammel auftischt. Wer
schon den Brüsseler Weltmarktwahn nicht diskutieren will, sollte
wenigstens die Milliarden schnell besser verteilen. Verhindern
könnte ein Verpuffen des Dioxin-Skandals aber am sichersten die Macht
der Theke: Würde Industriefleisch gekennzeichnet, verschwände es. So
wie Käfigeier keine Rolle mehr spielen, obwohl Legebatterien noch
legal sind. Die Initiatoren des Aufrufs der 300 Professoren liegen
richtig mit der These, dass Kritik an Tierfabriken kein Randthema für
vegetarische Spinner mehr ist. Um so erstaunlicher bleibt es da,
dass niemand den Schulterschluss mit den Gewerkschaften sucht, die
seit Jahren gegen die Machenschaften der Agrar- und Fleischkonzerne
zu Felde ziehen.

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