Es ist so einfach mit uns Frauen. Als
„Hausmütterchen“, „Karriereweib“ oder „Rabenmutter“ machen wir in der
uns zugewiesenen Schublade das, was die Gesellschaft von uns
erwartet: Wir kümmern uns – bisweilen penetrant – um die Familie, wir
schuften mit verhärtetem Blick in der rücksichtslosen Geschäftswelt,
wir arbeiten – der puren Selbstverwirklichung wegen – auch dann, wenn
das Kleinkind auf dem Arm der Kinderfrau in Erwartung der geliebten
Mama aus dem Fenster schaut. Neuerdings haben wir noch zwei Varianten
mehr zur Auswahl, die auch nicht freundlicher sind: Als
„Latte-Macchiato-Mutter“ ruhen wir uns – aus Angst vor der rauen
Arbeitswelt – auf dem Rücken der Männer aus, und als „Tigermutter“
trimmen wir den Nachwuchs mit an Folter grenzenden Methoden zum
Genie. Entspannt ist das alles nicht: Wer aus einer dieser Schubladen
ausbrechen will, ist mit einem Fuß schon in der nächsten. Die
Diskussion um die Frauenquote, die vor einigen Wochen ihren medialen
Höhepunkt erreichte, verstärkt den Rechtfertigungsdruck. Warum sitzen
Frauen trotz Spitzenausbildung in der Sonne auf Spielplätzen herum?
Warum tappen sie in die Teilzeitfalle? Warum nehmen sie sich
eigentlich nicht die Karriere, die ihnen zusteht? Es ist dieser
Rechtfertigungswahn, der Frauen in ihrer Entwicklung hemmt. So
erzählen Mütter, sie würden gegenüber anderen Eltern ihre langen
Arbeitszeiten aus Furcht vor hochgezogenen Augenbrauen lieber
verschweigen. Kinderlose Frauen erklären schon mal, ihr Kinderwunsch
sei nur noch ein wenig aufgeschoben, auch wenn er tatsächlich längst
aufgehoben ist. Männer hingegen erklären sich nicht, sie leben: Als
Familienvater, Karrieremann oder eingefleischter Single. Sie gelten
als „treu sorgend“, „gemütlich/gesellig“ und werden für ihren Erfolg,
ihre Kinder, ihr Nichtstun oder auch ihre Unabhängigkeit bewundert.
Was zeigt: Frauen beugen sich häufig den Erwartungen ihrer Umwelt.
Und wenn das mit ihrem Lebenskonzept nicht übereinstimmt, kommen sie
in schwere Konflikte. Das hemmt natürlich den Mut, den jeder zum
beruflichen Aufstieg braucht. Fazit: Ob in der Familie, ob im Beruf:
Richtig gut werden Frauen erst, wenn sie die Schubladen verlassen.
Nichts gegen Frauentage, nichts gegen Quotenregelungen. Aber ohne
eine Portion Ignoranz gegenüber einer von Ideologien durchsetzten
Umwelt ist das nicht zu schaffen.
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