Neue OZ: Kommentar zu Gesundheit / Gentests / Ethikrat

Am Ende ratlos

Das Positive vorweg: In Deutschland denken Politiker ernsthaft und
gründlich über wichtige bioethische Fragen nach. Das ist in kaum
einem anderen europäischen Land so.

Das gilt auch für die Debatte um vorgeburtliche Untersuchungen im
Reagenzglas, Präimplantationsdiagnostik (PID) genannt – eine Frage
von Leben, Tod und Menschenwürde. Hatten damit bisher vor allem
genetisch vorbelastete Paare mit Kinderwunsch zu tun, steht das Thema
jetzt auch auf der Tagesordnung beim Deutschen Ethikrat und im
Bundestag.

Viele Parlamentarier sind vermutlich noch unschlüssig, wie sie
abstimmen sollen. Doch wie hilft ihnen die jüngste Stellungnahme des
Ethikrates? Mit der hauchdünnen Mehrheit von nur einer Stimme sind
die Experten des Gremiums dafür, PID unter Bedingungen zuzulassen.
Sicherlich war das keine leichtfertig getroffene Entscheidung. Aber
auch wegen des knappen Ergebnisses bleibt zweifelhaft, ob das
umstrittene Votum den Abgeordneten die Entscheidung erleichtern kann.

Dagegen wiegen die Bedenken schwer, PID begrenzt zu erlauben:
Menschen mit Behinderung könnten sich diskriminiert fühlen. Denn sie
müssen das Gefühl haben, dass sie nicht am Leben wären, hätte es zum
Zeitpunkt ihrer Empfängnis bereits die PID gegeben. Fraglich ist
auch, ob sich eine begrenzte Zulassung mit dem Grundrecht auf Leben
vereinbaren lässt. Daher lässt das Votum des Ethikrates vermutlich
viele Politiker ratlos zurück.

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