Araber an die Spitze der Bewegung
Bald wird sich zeigen, wer Recht hat: Russlands Regierungschef
Wladimir Putin, der den Angriff mehrerer NATO-Staaten auf libysche
Regierungstruppen mit einem Kreuzzug vergleicht. Oder die Kritiker
der deutschen Kriegs-Enthaltung, die darauf verweisen, die
internationale Gemeinschaft, wer immer das sein soll, vollbringe ein
gutes Werk durch ihre Luftschläge.
Wenn diese Gemeinschaft so international ist und ihre Sache so
gerecht, wird sich zweifellos bald jemand ins Oberkommando drängen
und die Amerikaner entlasten. Schließlich sind deren Streitkräfte in
Afghanistan und im Irak schwer belastet, in Teilen ausgezehrt, die
USA in islamischen Ländern schlechter gelitten als noch vor zehn
Jahren.
Tritt die NATO an die Stelle der USA, dann ist politisch wenig
gewonnen. Denn Putins Unterstellung lautet ja: Der Westen will sich
Libyen botmäßig machen. Und die NATO gilt außerhalb ihrer Grenzen nun
mal als Instrument amerikanisch-europäischer Machtprojektion. Was sie
auch sein soll.
Wo aber sind die arabischen oder zumindest islamischen Staaten,
die sich wenigstens nominell an die Spitze der Bewegung gegen Libyens
Diktator Muammar al-Gaddafi setzen? Bleiben sie abseits wie bisher,
wird dem Angriff auf Libyen dauerhaft das Etikett anhaften: Die alten
Kolonialmächte rücken wieder vor. Mit der Folge, dass diese Operation
unter Arabern immer weniger Akzeptanz finden wird.
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