Südwest Presse: Kommentar zu FDP

Dieser Rücktritt kommt wahrlich nicht überstürzt.
Guido Westerwelle wusste, dass er nach den herben Wahlschlappen
endgültig unausweichlich geworden war. Dem Druck aus allen
Gliederungen der FDP hatte der in weiten Teilen der Bevölkerung so
überaus unpopuläre Chef nichts mehr entgegenzusetzen. Es hatte schon
Züge von Wirklichkeitsverlust: Während sich der Kapitän noch steuernd
auf der Brücke wähnte, hatte längst eine meuternde Mannschaft Besitz
vom schlingernden Parteischiff ergriffen. Mit einer schnelleren
Ankündigung, nicht wieder zu kandidieren, hätte der zögerliche
Vorsitzende seiner FDP zumindest die chaotischen Diskussionen der
letzten Tage ersparen können. Beim Blick auf die zehn
Westerwelle-Jahre wird man neben aller Kritik gerechterweise eine
Reihe erstaunlicher Wahlerfolge anerkennen müssen. Sie gipfelten im
überragenden Bundestagswahlergebnis. Von da an ging–s bergab. Und das
nicht nur, weil der egomanische Vormann auf unhaltbaren Positionen
beharrte. Freilich fiel auch niemand aus der Führungsriege
Westerwelle in den Arm. Eine Partei, in der Verantwortung so klein
geschrieben wird, wird sich schwer tun, einen glaubwürdigen
Nachfolger aus eben diesem Kreis zu wählen. Wähler interessiert im
übrigen weit mehr, welchen inhaltlichen Kurs die Liberalen denn
fahren wollen. Aus schwerem Wasser sind sie noch lange nicht.

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Lothar Tolks
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