Lausitzer Rundschau: Justiz ohne Konsequenz

Zur Jugendkriminalität in Deutschland

Immer der gleiche Aufschrei, immer die gleiche
Ratlosigkeit. Ob nach der Tötung von Dominik Brunner 2009 in München
oder nach ähnlichen brutalen Attacken jetzt in Berlin – stets wird
aus dem anfänglichen Kopfschütteln über die unfassbare Gewalt bald
ebenso unfassbare Wut auf Justiz und Politik. Vor allem dann, wenn
die Täter schnell wieder auf freiem Fuß sind oder im Gerichtsprozess
alle möglichen mildernden Umstände zugesprochen bekommen. Es fehlt
mittlerweile offenbar nicht nur an elementarem Unrechtsbewusstsein
bei etlichen Jugendlichen, es fehlt auch an einem richtigen
Rechtsstaatsbewusstsein bei den zuständigen Behörden. Beides hat
miteinander zu tun. Zwar müssen gerade bei Heranwachsenden
Resozialisierung und Fürsorge ganz oben stehen, damit nicht aus einem
pubertierenden Gelegenheitsdieb oder -schläger ein Dauerkrimineller
mit versauter Zukunft wird. Aber wer unter Resozialisierung nur
Kuschelbehandlung versteht, nicht jedoch auch Konsequenz, der hat nie
etwas mit Erziehung zu tun gehabt. Gerade Jugendliche müssen deutlich
zu spüren bekommen, wenn sie gesetzliche Grenzen überschreiten, und
zwar von Anfang an. Null Toleranz. Dazu gehört ganz sicher eine Art
Warnschussarrest beim ersten schweren Vergehen. Doch mal fehlt das
Personal, um ein solches Konzept durchzusetzen, mal fehlen die
gesetzlichen Vorgaben, mal der Wille. Es wird Zeit, dass die Politik
endlich konzentriert und koordiniert über eine Lösung dieses ewigen
Missstandes nachdenkt. Denn die Opfer, auch die potenziellen,
verdienen mindestens so viel Mitgefühl wie die Täter.

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