Der Rekordansturm neuer Studenten beschert den
nordrhein-westfälischen Hochschulen das, was man neuerdings
landläufig „Stresstest“ nennt. Wenn so viele junge Leute in die
Hörsäle und Seminare drängen wie nie zuvor, ohne dass Universitäten
hierfür finanziell und organisatorisch gewappnet wurden, gerät der
Wissenschaftsbetrieb schnell an den Rand seiner Belastungsfähigkeit.
Das ist kein böser Zufall, sondern von der Politik so gewollt – oder
mindestens billigend in Kauf genommen. Wer über Nacht für die vorerst
letzten geburtenstarken Jahrgänge in Deutschland die Wehrpflicht
abschafft, gleichzeitig die Studiengebühren streicht und dank der
verkürzten Schulzeit auch noch zwei Abitur-Jahrgänge gleichzeitig an
die Hochschulen entlässt, darf sich über Vorlesungen in Autohäusern
und Baumärkten nicht wundern. Mag die Wissenschaftsministerin Schulze
noch so euphorisch jeden Studenten als „Gewinn für unser Land“
bejubeln – die millionenschwere Rechnung für die dringend benötigte
Nachrüstung der Universitäten an Rhein und Ruhr wird ihren
Finanzminister kaum freuen. Wer es ernst meint mit dem dauernden
Gerede von der Chancengerechtigkeit, der darf Hochschulrektoren und
Studenten jetzt nicht in akademischen Chaostagen versinken lassen.
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