RNZ: Geteilte Zeit – Kommentar zum Familiengipfel

Teilzeit soll kein Karrierekiller sein – sagt
Familienministerin Schröder. Recht hat sie. Die Konsequenz, die sie
daraus zieht, ist erstaunlich: Ein Rechtsanspruch auf Vollzeitarbeit
soll die Vereinbarkeit von Beruf und Familie verbessern. Der stehen
bislang aber eher fehlende Betreuungsplätze entgegen als Vorgesetzte,
die die Rückkehr in Vollzeit verweigern. Nicht umsonst begrüßen die
Arbeitgeber seit Jahren alles, was Mütter so schnell wie möglich
wieder für den Arbeitsmarkt verfügbar macht. Den neuen Rechtsanspruch
lehnen sie aus gutem Grund ab. Zwei Teilzeit-Kräfte, die sich beide
in Vollzeit einklagen – das ist womöglich eine Planstelle mehr, als
die Auftragslage derzeit hergibt. Das dürfte die Bereitschaft senken,
überhaupt Teilzeitstellen anzubieten – und damit einen allmählichen
Arbeitsbeginn nach der Babypause eher erschweren. Umgekehrt wird ein
Schuh daraus: Es muss darum gehen, dass Teilzeitkräfte ebenso
wertgeschätzt werden. Dass „Homeoffice“, also das Arbeiten von zu
Hause aus, nicht als Faulenzerei abgetan wird. Dass auch Väter
selbstverständlicher kürzer treten, um Familie und Beruf zu
vereinbaren. Und vor allem, dass es möglich sein muss, sich
Führungspositionen zu teilen. Erst dann wäre die Teilzeit wirklich
kein Karrierekiller mehr.

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