Lausitzer Rundschau: Nur noch ein Ritual Zu den Protesten gegen den Castor-Transport

Für den baden-württembergischen Regierungschef
Winfried Kretschmann machen Proteste gegen die Castor-Transporte nach
Gorleben keinen Sinn mehr. Das hat der Grünen-Politiker laut gesagt –
und sich später kleinlaut bei seiner Partei dafür entschuldigt. Warum
eigentlich? Wüsste man es nicht besser, dann läge in diesen Tagen der
Schluss nahe, dass die Bundesregierung mindestens ein Dutzend neue
Atomkraftwerke bauen will. So massenhaft und verbissen wird sich im
Wendland an Schienen gekettet, auf die Straße gesetzt und mit der
Polizei Katz und Maus gespielt. Doch bekanntlich gab es eine
dramatische Kehrtwende in der Atompolitik. Abschalten ist angesagt.
Und zwar in höherem Tempo, als einst von Rot-Grün beschlossen. Zur
Wahrheit gehört auch, dass es die Grünen Kretschmann zu verdanken
haben, wenn sich die Suche nach einem Endlager für den Atommüll nun
wieder offen gestaltet. Ohne Kretschmanns Angebot, auch Standorte in
Baden-Württemberg zu prüfen, wäre es nicht dazu kommen. Das ist ein
Sieg für die grüne Partei. Aber sie tut so, als müsse man immer noch
die Schlachten von gestern schlagen. Längst hat sich der Protest
gegen die Castoren verselbstständigt. Auch wenn das Zwischenlager
Gorleben irgendwann geschlossen würde, zögen Demonstranten und mit
ihnen viele Grüne wahrscheinlich immer noch regelmäßig dort hin, um
ihres jahrzehntelangen Widerstands zu gedenken. Sicher, der
friedliche Protest ist ein legitimes Mittel in der Demokratie, um
sich Gehör zu verschaffen. Genauso legitim ist es aber auch, darauf
hinzuweisen, dass in Gorleben praktisch die Geschäftsgrundlage dafür
entfallen ist. Nichts anderes hat Kretschmann gemeint, auch wenn es
seine Partei nicht gern hört.

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