Der Vizechef der Links-Fraktion im Bundestag und
enge Vertraute von Oskar Lafontaine, Ulrich Maurer, hat den
Befürwortern eines Mitgliederentscheids zur Vor-Bestimmung der
nächsten Führungsspitze vorgeworfen, sie hätten vor, sich „öffentlich
zu zerfleischen, auch unter dem Vorwand der Transparenz“. In einem
Interview mit der „Leipziger Volkszeitung“ (Donnerstag-Ausgabe) sagte
Maurer: „Wir leisten uns seit einem Jahr öffentliche
Personaldebatten, die keine andere Funktion haben, als dass sie
unsere politischen Inhalte verdecken. Machen wir so weiter rauschen
wir in den Keller.“ Die Parteispitze der Linken will heute darüber
entscheiden, ob es zu einem Mitgliederentscheid über die künftige
Führungsstruktur kommen soll. „Eine Partei ist gut beraten, wenn sie
ihre Personalentscheidungen nicht öffentlich klärt und sie dann, wenn
man fertig ist, öffentlich verkündet“, sagte Maurer. Oskar Lafontaine
habe aus gutem Grund eine kooperative Führung gefordert. „Die
Personen müssen dann aber auch vertrauensvoll und solidarisch
zusammenarbeiten. Wenn wir das erreicht haben wird das bestimmt von
der Partei auch so getragen werden.“ Die Linkspartei wolle „in ihrer
großen Mehrheit eine Führung, die ihre verschiedenen Kulturen
widerspiegelt“. Mit der Feststellung, Gysi und Lafontaine sollten
zusammen die nächste Spitzenkandidatur für die Bundestagswahl
übernehmen „wollte Gregor Gysi wohl das Signal setzen, dass er bereit
ist, erneut als Spitzenkandidat anzutreten“, sagte Maurer. „Die
Hoffnung, dass er das erneut mit Oskar Lafontaine zusammen machen
kann, ist eine Hoffnung, die von breiten Teilen der Partei geteilt
wird.“ Es müsse eine kooperative Führung gefunden werden. „In dem
Moment, wo geklärt ist, dass alle, die wichtig sind, zusammenwirken,
wird auch die Debatte um den Mitgliederentscheid aufhören.“ Maurer
räumte ein, dass es „unser Problem ist, dass viele auf das
Linksblinken der SPD reinfallen“. Denn es sei so: „Die SPD will
leider nichts von der linken Mehrheit wissen. Sie hat, das ist der
Kern, gar keinen eigenen Führungsanspruch. Sonst müsste sie
akzeptieren, dass sie eine Form von Arbeitsteilung mit Linken und
Grünen eingehen muss.“
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